Angst vor dem Sterben

Hallo,
unser Sohn ist 4,5 Jahre alt, einerseits ein wildes und fröhliches Kind, andererseits oft auch sensibel und neigt dazu, sich (zu?) viele Gedanken zu machen. Ich denke er hat vor Kurzem begriffen, was Sterben bedeutet und dass der Tod etwas sehr endgültiges ist und auch dass jeder Mensch sterben muss. Zu Hause wurde das Thema nur mal am Rande erwähnt (es gab bisher keine Todesfälle in seinem Umfeld), aber ich glaube im (katholischen) Kindergarten war es in letzter Zeit ein paarmal Thema.
Nun macht ihm das Sterben, aber auch das älter werden, viele Gedanken. Er spricht es jeden Abend an, manchmal auch tagsüber und leider manchmal auch mitten in der Nacht. Einerseits hat er Fragen, will es begreifen, anderseits hat er eben Angst davor und will beruhigt werden und das ist bei dem Thema eben schwieriger als bei anderen kindlichen Ängsten. Er mag generell keine Veränderungen, will nicht älter werden, will "niemals" in die Schule gehen (viele aus seiner Gruppe werden eingeschult, aber er ja eh erst in 2 Jahren), will niemals ausziehen, nicht erwachsen werden, immer bei uns bleiben. Er hat Angst vor der Trennung, die der Tod mit sich bringt. Macht sich Sorgen um die Hinterbliebenen wegen vermissen und anderseits Sorgen, dass er vergessen werden könnte, wenn er stirbt. Also es geht mehr um seinen eigenen Tod als den anderer Menschen.

Ich hab irgendwie das Gefühl, dass wir festhängen. Er bringt das Thema seit zwei Wochen mehrmals täglich auf. Ich glaube die Antworten von uns Eltern sind nicht zufriedenstellend. Vielleicht können sie das auch gar nicht sein. Wir Eltern sind Atheisten, ich persönlich bin ziemlich überzeugt, dass nach dem Tod nur Biomasse und die Erinnerung in den Köpfen anderer bleibt. Aber soll ich das unserem Sohn so sagen? Im Kindergarten wurde ihm der Himmel erklärt, aber so richtig verstanden hat er das Konzept auch nicht und findet es doof. Er merkt aber ja auch, dass ich nicht daran glaube, auch wenn ich es nicht direkt abstreiten will. (Mir selbst wäre es egal ob er die Vorstellungen einer bestimmten Religion übernehmen möchte oder nicht. Ich sehe in Religionen Vorteile ebenso wie Nachteile und es steht jedem frei die Herangehensweise an spirituelle Themen selbst zu wählen.)

Ich weiß, dass das Thema in dem Alter auch viele andere Kinder beschäftigt. Aber ist es normal da so hängen zu bleiben? Wie seid ihr damit umgegangen? Habt ihr Tipps? Das Buch zum Thema sterben von "Wieso, weshalb, warum" (seine Lieblingsreihe) habe ich bestellt. Gibt es sonst irgendwelche tröstlichen Bücher? Gerne auch Geschichten. Vielleicht darüber, wie verstorbene Menschen in der Erinnerung weiterleben? Oder darüber, dass sterben in hohem Alter vielleicht irgendwann auch okay ist? Seine Vorstellung reicht einfach noch nicht so weit. Er will jetzt nicht in die Schule, will nicht ausziehen etc., also denkt er, er würde es niemals wollen. Er will jetzt nicht sterben, also denkt er es fühlt sich in hohem Alter noch genauso schlimm an. Ist vielleicht auch für manche Menschen so, aber andere schaffen es ja durchaus, ihren Frieden mit den Tod zu schließen.

Habt ihr Tipps oder Ideen?

1

Huhu,

Ich erinnere mich sehr deutlich daran, dass ich als Kindergartenkind mal zu meinem Vater sagte: Ich habe Angst vor dem Tod.
Er antwortete: Der Körper stirbt, aber wir glauben, unsere Seele kommt in den Himmel. (Wir sind Katholiken.)
Ich fand es tröstlich und konnte dann schlafen gehen. Auch, wenn es mich damals beschäftigt hat.

Mein Bruder starb, als dessen Tochter gerade 22 Monate alt war. Du kannst dir vorstellen, dass das Thema unumgänglich war. Das wichtigste war: Ehrlichkeit. Dass man einfach nicht genau weiß, was passiert, dass man selbst aber dies und das denkt, dass andere es anders glauben...

Die kleine Maus hat jeden darüber ausgefragt, was mit ihrem Papa passiert ist. Wir haben alle innerhalb der Familie am gleichen Strang gezogen, aber eben vom "glauben" gesprochen. Sie wollte dann immer den Papa im Himmel anrufen...
Aber so war es ok, wenn andere nicht vom Himmel gesprochen haben. Dadurch hatte sie nie das Gefühl, dass irgendjemand sie anlügt oder ihr nicht die ganze Wahrheit sagt.

Das ist so das wichtigste, was ich damals im Umgang mit Kindern bei dem Thema gelernt habe.

2

Danke für deine Erfahrungen! Ja eigentlich ist das auch immer mein Leitfaden, möglichst ehrlich zu sein. In dem Fall funktioniert es irgendwie nicht. Für mich ist es tröstlich, nach dem Tod nicht mehr zu sein. Wer nicht ist, kann nicht leiden. Aber genau dieses Konzept von "nicht sein", das versteht er (noch) nicht so ganz. Er versteht auch nicht richtig, dass es ihn vor seiner Zeugung noch nicht gab. Er denkt er war immer im Bauch.
Meine Antwort, dass man dann nicht mehr ist, beantwortet seine Fragen nicht. Er will dann trotzdem wissen, was mit ihm ist wenn er nicht mehr ist. Wir drehen uns im Kreis. Und vielleicht ist es auch zu viel verlangt, wenn doch ein großer Teil der Menschen an irgendein Fortbestehen nach dem Tod glaubt.

3

Vielleicht kannst du ihm dann die verschiedenen Möglichkeiten nennen?

Dass du glaubst, dass danach nichts kommt... Aber andere Menschen glauben, dass es den Himmel gibt. Etc. Dass kein Mensch weiß, was danach passiert, aber dass die Menschen, die zurück bleiben, sich immer an einen erinnern.

Ich habe auf Amazon das Buch "Morgen bin ich Sternenlicht" auf meinen Wunschzettel gepackt. Das fand ich sehr schön, hab aber noch keine Erfahrung damit.

Würde es auch helfen, ihn mal zu fragen, was er denkt, was passiert? Was er als tröstlich empfinden würde, bzw. was er sich wünschen würde? Und wegen dem Vergessen werden: ihm immer wieder sagen, dass es sooooo viele Menschen gibt, die ihn kennen und die ihn nie vergessen werden. Und ob er eine Idee hat, wie er noch weniger vergessen werden könnte? Z. B. ein Bild malen und unterschreiben, dass dann bei Oma/dem KiA/Kita/einem Freund/dem Nachbarn aufgehängt wird.. einen Baum, den man zusammen pflanzt... seiner Lieblingskassierin im Supermarkt einen bemalten Stein schenken.. vielleicht gibt es ihm ein besseres Gefühl, wenn er etwas tun kann. 🙃

weitere Kommentare laden
4

"Der Tod auf dem Apfelbaum" von Katrin Schärer

Der Fuchs überlistet den Tod und dieser klebt am geliebten Apfelbaum des Fuchses fest, und so stirbt der Fuchs natürlich nicht. Alle anderen aber schon, denn es klebt ja nur der Tod des Fuchses fest und so wird der Fuchs mit den Jahren grau und alt und einsam. Und irgendwann, als auch seine Frau und seine Kinder schon längst verstorben sind, entscheidet er sich dafür, den Tod freizulassen, sie fallen sich wie alte Freunde in die Arme, dem Fuchs wird ganz leicht...

Dazu wirklich gelungene Illustrationen. Ich liebe dieses Buch.

14

Hm ist es nicht gleichzeitig auch sehr traurig bzw. beängstigend, wenn um den Fuchs herum alle wegsterben? Also jetzt aus Sicht eines Kindes, das Angst hat von den Eltern getrennt zu werden, meine ich. Sieht er die Verstorbenen am Ende wieder?

15

Das wird so nicht angesprochen, bzw nur indirekt, nur dass er merkt dass er alt ist und nicht mehr so kann wie er will. Zuerst ist er froh, dass er den Tod überlistet hat, aber dann wird er einsam. Für ihn ist es eine gute Sache, nach einem erfüllten Leben sterben zu dürfen.

Ich kann dir, wenn du möchtest gegen mittag ein paar Bilder draus machen.

5

Mein Sohn ist etwa im gleichen Alter und das Thema hat ihn ebenfalls sehr beschäftigt eine Weile. Dann starb plötzlich seine Uroma... ich dachte, jetzt würde die Angst um das Thema sicher noch größer werden, aber das Gegenteil war der Fall. Zu sehen, wie der Sarg in die Erde kommt, ihr eine Blume und Erde runter zu werfen fand er sogar eine schöne Sache. Er sagte die vielen Blumen hätten ihr sicher gefallen und es wäre schön, dass jetzt aus ihrem Körper Blumen wachsen können. Kurz danach starb unsere Babykatze. Wir haben den toten Körper angesehen und die Katze noch mal gestreichelt. Er meinte sie sieht friedlich aus. Die Begegnung mit dem Tod hat ihn für mein Kind weniger schrecklich gemacht.
Im Religionsunterricht habe ich mit Grundschülern die Erfahrung gemacht, dass es für sie wichtig war, genau zu wissen, was nach dem Tod eines Menschen passiert. Das hat ihnen geholfen, besser damit umgehen zu können. Ob das bei 4-Jährigen schon so ist weiß ich allerdings nicht. Eventuell wäre ein gutes Kinderbuch über den Tod eine Idee? Oder ein Besuch auf dem Friedhof mit Gespräch über den Tod?

10

Danke, dein Erfahrungsbericht hat mir sehr geholfen.

"ich dachte, jetzt würde die Angst um das Thema sicher noch größer werden"

Das trifft es auf den Punkt. Irgendwas in mir denkt, dass Beerdigungen und Geschichten vom Todesfällen für Kinder beängstigend sind. Dein Erlebnis hat mir nochmal vor Augen geführt, dass auch das Gegenteil der Fall sein kann. So wie ich meinen Sohn kenne, ist die Unwissenheit überhaupt nicht schön für ihn und vielleicht braucht er wirklich einfach mehr Einblicke.

6

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass das Ungewisse nach dem Sterben besonders Angst auslöst. Gerade wenn er die Skepsis an der „alle kommen in den Himmel“-Geschichte merkt.

Ein gutes Sachbuch zum Thema Sterben und Beerdigungen ist „Geht Sterben wieder vorbei?“. Das behandelt wirklich von Kindern gestellte Fragen dazu anhand einer Geschichte. Ob die Frage, was nach dem Tod kommt, behandelt wird, weiß ich nicht mehr aus dem Kopf. Aber so wie du deinen Sohn beschreibst, könnte „viel Wissen“ auf jeden Fall schon mal viel helfen.

Ich kenne Kinder und Tod bisher in Verbindung mit Haustier ist gestorben, Oma/Opa ist gestorben. Aber auch da kam erstaunlicherweise neben der Angst, dass Mama oder Papa der/die Nächste sein könnten, auch eher die Angst um das eigene Leben - vermutlich eben aus der Unsicherheit darüber, was dann überhaupt passiert. Generell hat immer geholfen, wenn das Thema Tod präsent war, zu sagen: „ja, irgendwann sterben wir alle. Nein, du wirst erst ganz ganz spät sterben. Mama und Papa sterben auch nicht, wir sind alle jung und gesund. Besonders du.“ Das stimmt natürlich nur bedingt, aber solange kein tragischer Fall eines frühen Todes präsent ist, würde ich das in dem Alter immer leugnen.

Bei „Für Opa scheint immer die Sonne“ erlebt ein Mädchen den Tod des Opas und ihr wird gesagt, dass viele glauben, dass die Verstorbenen in den Himmel kommen. Aber für sie stimmt das nicht. Für sie ist Opa immer in ihrem Herzen. Das find ich von der Formulierung her ganz schön „viele glauben, …“. So halte ich das generell mit Fragen rund um Glaube/Religion. So muss man kein persönliches Statement abgeben, das manchmal vielleicht (zu) ernüchternd wäre. Und dass der Opa in ihrem Herzen weiterlebt, ist natürlich besonders schön, eben weil es deinem Sohn ja ums Erinnern und Lieben bzw weiterhin geliebt werden zu gehen scheint.

Gibt es in eurer Familie Menschen, die schon am besten alte Angehörige verloren haben? Deine Eltern, die ihre (Groß)Eltern schon verloren haben? Wenn du ja jemanden kennst, der viele Fotos und tolle Geschichten von seiner/ihrer Oma erzählen kann, könntest du ihm das anbieten. „Weißt du, Oma Hannelore hatte auch mal eine Oma. Die ist schon gestorben. Hast du Lust, dass wir mit ihr mal über sie reden?“ So könnte er merken und sehen, dass geliebte Menschen eben nie vergessen werden und die Erinnerungen ewig bleiben. Natürlich nur, wenn du denkst, dass ihm das helfen könnte, und auch nur wenn er das selbst will.

Ansonsten gibts noch „wenn Engel bellen“, ein Buch, in dem es um den Tod eines Haustieres geht - falls du den Eindruck hast, dass die Bücher, in denen immer Opa stirbt, ihn eher noch mehr verängstigen. Da gehts um das Gefühl der Trauer und die ganzen Erinnerungen.

Ich persönlich mag sehr gern „Und was kommt danach?“. Das ist absolut nicht sentimental, sondern fast schon humorvoll. Da gehts auch um die verschiedenen Kulturen und ihren Umgang mit dem Tod. Zum „Dias de los muertos“ wird darin auf dem Friedhof gepicknickt, denn die Mexikaner glauben, dass die Toten an dem Tag zu Kaffee und Kuchen zurückkommen. Ein gutes Buch dazu, dass jeder irgendwie was anderes glaubt, anders darüber denkt. Das find ich besonders geeignet, wenn man eben nicht selbst gerade trauert. Aber Achtung! Ich glaube, es fällt der Satz „und morgen kann es vielleicht schon Opa treffen“ oder so. Das ist vielleicht ungeeignet, wenn er so sensibel ist. Aber du kannst ja mal bei Amazon oder so einen Blick in die Fotos der Rezensionen werfen. Und ich bin großer Fan davon, Unpassendes in Büchern einfach immer rigoros wegzustreichen.

Und ich würde definitiv im Kindergarten nachfragen, ob er da ähnliche Fragen stellt oder Sorgen zeigt (glaube ich eher nicht) und gleichzeitig fragen, inwieweit das Thema war.
Wahrscheinlich wegen Ostern und jetzt Pfingsten mit der Auferstehung. Das kann einen schon echt belasten, besonders wenn er eher der nüchterne Typ ist, der sowas wie Himmel einfach nicht glaubt und vielleicht auch sowas wie die Auferstehung fragwürdig findet. Dann bleibt nämlich tatsächlich die Frage offen, was denn stattdessen passiert.

11

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ja du hast total Recht, das Unwissen ist für ihn kein schöner Zustand. Mir wird auch mehr und mehr klar, dass es dabei gar nicht nur um spirituelle Themen geht, sondern dass unser Sohn ja all die üblichen Rituale etc. gar nicht kennt. Er denkt bei "tot" vielleicht an tote Käfer, die wir aktuell häufiger am Wegesrand sehen, auf denen herumgetrampelt wird. Er weiß nichts darüber, wie in unserer und auch anderen Kulturen Tote geehrt werden und wie an sie zurückgedacht wird. Ich werde mir deine Buchvorschläge auf jeden Fall anschauen und auch mal Fotos von meinen verstorbenen Großeltern heraussuchen. Ich merke, wie in mir dann gleich Sorgen aufkommen (bei beiden Großelternpaaren ist bisher nur einer verstorben und der andere ja trauernd hinterblieben, nicht dass ihn das mitnimmt; auch das Beisetzen unter der Erde ist für mich selbst ein bisschen gruselig..), aber das ist wahrscheinlich genau das Problem. Ich will ihn schützen und erzähle deshalb nicht offen und ausführlich genug und er spürt sowas eh immer und braucht außerdem einfach mehr Informationen.

19

Und der tote Käfer liegt dann da einfach rum, die tote Maus kommt in die Biotonne und keiner erinnert sich an die armen Tiere. Also wenn man so darüber nachdenkt, kann man als 4-Jähriger ja wirklich nur verwundert sein, wie das bei Menschen ablaufen soll. Seine Fragen und Bedenken finde ich immer logischer, je mehr du beschreibst.
Und du hast Recht: für uns Erwachsene ist das Thema durch eigene Trauererfahrung und Angst emotional sehr aufgeladen. Kinder sehen das oftmals viel pragmatischer - wenn sie natürlich nicht direkt betroffen sind.
Vor ein paar Jahren war das Buch „die schönsten Beerdigungen der Welt“ mal ziemlich bekannt. Da gehts um Kinder, die ein totes Tier beerdigen, so richtig mit Sarg, Schaufel und Abschiedsworten. Danach suchen sie das nächste tote Tier. Ich fand und finde es ganz schrecklich, weil die Kinder geradezu darauf warten, dass sie endlich wieder tätig werden können. Aber wahrscheinlich ist das genau der richtige, kindliche Weg: es anzunehmen, wie es ist.
Das fällt uns Erwachsenen verständlicherweise viel schwerer. Besonders seit ich Kinder habe, bin ich da extrem sentimental und auch besorgt. Aber das darf auch sein.
Vielleicht ist es kein schlechter Anlass, um noch mal bewusst in sich reinzuhören, in wie weit unsere eigene Biographie uns da hemmt.
Ich fand die Gespräche mit Kindern über den Tod dann letztlich immer sehr erfrischend und positiv, so bizarr sich das auch liest. In vielen anderen Kulturen ist das Thema Tod ja auch viel natürlicher als bei uns. Aber man kann natürlich auch nicht gänzlich aus seiner Haut. Es ist einfach ein schwieriges, emotionales Thema.

7

Bei uns hat die Buchhandlung eine große Abteilung mit Büchern zum Thema Tod und Sterben. Da kannst du mal durchblättern.
Wir haben mit unseren Kindern vor allem das "Wieso, weshalb, warum?"-Buch angeguckt. Ansonsten sind wir sehr offen mit dem Thema umgegangen.
Sie lieben die Geschichte aus der Kinderbibel, wo Jesus das Mädchen wieder lebendig macht. Gleichzeitig wissen sie auch, dass nicht jeder in dieser Welt wieder lebendig wird. Unsere Nr. 3 hat einmal über den Verstorbenen Opa der Cousine gesagt: "Er ist bei Jesus und deshalb ist er im Himmel wieder lebendig."
Wir gehen oft auf den Friedhof und gucken uns die Gräber an. Wir lesen die Namen und wie lange die Menschen gelebt haben. Wir besuchen auch die eigene Familie (Urgroßeltern ...) auf dem Friedhof und sprechen über unsere Vorfahren.
Sie kennen es auch aus dem Gottesdienst, dass dort die Namen von den Menschen vorgelesen werden, die bestattet wurden. Nr. 6 hat vor ein paar Wochen mal gefragt, warum das gemacht wird. Da hat Nr. 4 geantwortet: "Damit wir daran denken, obwohl wir sie gar nicht kennen."

Einige von ihnen haben auch ihre Großtante noch nach ihrem Tod gesehen.
Ich habe das Gefühl, je offener und normaler man das Thema behandelt, desto normaler ist es auch für die Kinder.

8

Wieso denkst du dass ihr fest steckt? Die Antworten die man auf solch existentielle Fragen geben kann sind ja absolut nicht zufriedenstellend. Vielleicht muss dein Sohn das eben immer wieder hören, immer wieder fragen um sich damit auseinander setzen zu können und es irgendwann abhaken zu können?

Ich kann mich noch gut erinnern als meine Schwester (3 Jahre älter) plötzlich nicht mehr raus spielen gehen wollte. Das war für mich so ein einschneidendes Erlebnis, dass jemand das einfach nicht mehr wollte konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen. Wochenlang habe ich meinen Vater jeden Tag gefragt, ob ich denn auch irgendwann aufhören müsse draussen zu spielen. Das hat mir echt Sorgen gemacht, und da ging es bei Weitem nicht um ein solch einschneidendes Thema wie den Tod. Und ich war um einiges älter als dein Sohn!

Immer wieder die damals beruhigende Antwort meines Vaters zu hören hat mich in dem Moment getröstet, es dauerte aber eine Zeit bis ich es abhaken konnte. Hinter der Angst stand auch die Angst vor Veränderungen, die Angst vorm Erwachsen werden. Pippi Langstrumpf und Peter Pan waren damals meine Helden und ich wollte nie gross werden.

Ich habe eine zusätzliche Ausbildung in der Palliativpflege und wir haben hierzulande eine Organisation, die in die Schulen geht und das Thema sterben und Tod kindgerecht bespricht, das ist Klasse. Uns sagte man damals immer: nur auf die Fragen antworten, die die Kinder wirklich stellen und nicht auf die, die wir Erwachsenen hinein interpretieren. Und gerne auch gegen fragen was sie selbst sich darunter vorstellen (Was denkst du denn? Was passiert wenn wir sterben? Was findest du eine schöne Vorstellung? Gerne auch übers Malen. )

Ich denke du gehst das zu erwachsen, zu rational an. Er kann sich ja noch nicht so weit in die Zukunft projizieren, dass er verstehen könnte wie er eventuell mit 80 fühlt. Er will JETZT nicht in die Schule. Eigentlich reicht doch dann als Antwort: Ist okay, du musst ja auch jetzt nicht in die Schule. Oder?

Ich mag ansonsten das Buch "Keke, kommst du wieder?" von Martha Wirtenberger. Das ist aber kein Sachbuch.

Ich finde das Thema für uns Erwachsene schon so bewegend und komplex, ich bin nicht überrascht, dass dein Sohn das nicht so leicht abhaken kann.

16

Ah ich erinnere mich noch genau, dass meine Tochter in dem Alter auch mit dem Thema zu tun hatte und dann ging quasi zeitgleich auch noch der Krieg los, was sich auch nicht verbergen ließ.
Wir sind Christen und für unsere Tochter war der Himmel eine tröstliche Vorstellung, wie mir schien. Nach ein paar Wochen war das Thema wieder vorbei...nur die Angst wegen des Krieges blieb noch etwas länger aber hat sich dann auch gelegt.
Einen Tipp kann ich nicht geben. Kinder sind ja so individuell, dass ich das bei solchen Themen einfach super schwierig finde, wenn man sich nicht kennt.
Vielleicht legt es sich aber auch zeitnah wieder.

17

Ach mir fällt grade ein, dass um den Dreh, wo es bei ihr Thema war auch der Hund meines Mannes (lebte bei seinen Eltern, da er den Umzuh hierher nicht mehr gut gepackt hätte und sie mehr Zeit für ihn hatten) so schwach wurde, dass immer öfter das Einschläfern im Taum stand. Sie hat da mitbekommen, dass das meinen Mann sehr belastete und letztlich wurde der Hund kurz danach auch tatsächlich eingeschläfert aber da war das Thema für sie dann schon ok. Sie fand es nur schade, dass sie ihm nicht kennengelernt hatte und hat ausgetestet wie mein Mann darauf reagiert, wenn sie ihn dran erinnert, dass der Hund nun tot ist. Aber das war dann sich schnell wieder vorbei.

20

Unser Sohn war noch jünger als deiner.
Wir hatten verschiedene Bücher, aber sein Highlight war: "Regenbogenbrücke - ein kleiner Hase in Trauer".
Da geht es aber auch um den Himmel: Wer stirbt, geht über eine Brücke, nämlich den Regenbogen, und kommt so in den Himmel. Am Ende des Regenbogens steht ein Topf mit flüssigem Gold. Da taucht der Verstorbene die Hände ein und berührt damit die Herzen der Hinterbliebenen. Deshalb sind den anderen dann oft die Herzen schwer - aber es ist ein großer Schatz.

Er hat zu jedem Regenbogen gewunken und war sich sicher, dass seine Schwester ihn dann ganz besonders gut sehen kann. Er hatte keine Angst vor dem Sterben, auch nicht, als er wusste, dass das bald passieren wird.

21

Hmmm, da hast du ein sehr feinfühliges und wissbegieriges Exemplar erwischt 😅
Meiner ist erst drei, aber er möchte auch auf keinen Fall groß werden oder irgendwelche Veränderungen.

Ich wollte nur vorschlagen, dass du vielleicht die Gelegenheit nützen könntest, um auch für dich dieses Thema etwas zu bearbeiten. Das Kind bemerkt evtl. deine Einstellung und empfindet sie zugegebenermaßen als etwas unvollständig oder zu kurz gedacht.
Der sog. Panpsychismus wäre zB interessant.
Oder die Vorstellung, dass wir alle Sternenstaub sind. Die Physik wie die Philosophie haben hier ganz viel im Angebot. Ich habe nur leider gerade keine Literaturtipps für Kinder... Da muss ich selbst mal sehen.
Kinder sind nicht blöd. Sie erkennen Inkonsistenzen!

22

Mal allgemein googeln zum Thema "Philosophieren mit Kindern".